In der Schweiz haben Einelternhaushalte, Grossfamilien und beruflich geringqualifizierte Eltern ein erhöhtes Armutsrisiko. Darunter leiden insbesondere die Kinder. Ihre Entwicklungs- und Bildungschancen sind beeinträchtigt, sodass sie im Erwachsenenalter selbst einem potenziell höheren Armutsrisiko ausgesetzt sind.
Prävention und Bekämpfung von Familienarmut ist eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Kantonen und Gemeinden, betrifft verschiedene Politikbereiche und beinhaltet materielle Hilfen sowie Fördermassnahmen. Die Umsetzung dieser Massnahmen erfolgt auf Ebene der Kantone und Gemeinden, die dafür oftmals mit privaten Organisationen zusammenarbeiten.
Prävention und Bekämpfung von Familienarmut in Städten und Gemeinden
Eine Studie des Nationalen Programms gegen Armut 2014-18 untersuchte im Jahr 2017 Strategien und Leistungen in ausgewählten Städten und Gemeinden. Die Ergebnisse zeigten, dass grundsätzlich vielfältige Massnahmen bestehen, diese aber je nach Wohnort der Familien sehr unterschiedlich sind. Die Studie empfiehlt eine Kombination von monetärer und nicht monetärer Unterstützung: Finanzielle Hilfen sollten mit Massnahmen im Bereich Wohnen, Qualifizierung der Eltern, der gezielten Förderung von Kindern ab dem Kleinkindalter sowie einer am Bedarf orientierten Begleitung der Eltern und Kinder bei Übergängen (in die Schule, eine Berufslehre, den Arbeitsmarkt) ergänzt werden. Für interessierte Gemeinden bietet die Studie eine thematische Checkliste, an der sie sich bei der Entwicklung von kommunalen Strategien orientieren können.
Koordinierte Prävention und Bekämpfung von Familienarmut in Kantonen
Im Rahmen der Nationalen Plattform gegen Armut 2019 – 2024 wurde eine weitere Studie erstellt, die untersucht, wie sich die Kantone in ihrem Gebiet organisieren und koordinieren, um Familienarmut zu verhindern oder zu reduzieren. Zunächst beleuchtet die Studie das Ausmass der Familienarmut in der Schweiz sowie die häufigsten Herausforderungen für armutsgefährdete und -betroffene Familien. Anschliessend werden, orientiert am Ansatz der Politikintegration, Koordinationsbeispiele und ihre Rahmenbedingungen aus fünf Kantonen vorgestellt und analysiert. Darauf basierend werden schliesslich das Potenzial der analysierten Beispiele und Anknüpfungspunkte aufgezeigt, wie weitere Kantone ihre Prävention und Bekämpfung von Familienarmut effektiver und integrierter gestalten können. Dies umfasst unter anderem strategisch verankerte Ziele gegen Familienarmut, eine explizitere Nutzung oder Schaffung von Koordinationsstrukturen und einen möglichst systematischen Einbezug von armutserfahrenen Familien.
Eine weitere Studie, die im Auftrag der Charta Sozialhilfe Schweiz erstellt und von der Plattform unterstützt wurde, hat insbesondere auch Handlungsbedarf in der Sozialhilfe geortet.
In den Jahren 2025 bis 2027 wird die Nationale Plattform gegen Armut an diesen bisherigen Arbeiten anknüpfen und das Thema gemeinsam mit den Partnern weiterbearbeiten.
Ansatzpunkte und Beispiele aus fünf Kantonen für eine gezieltere Koordination und Zusammenarbeit und damit "integrierte" kantonale Prävention und Bekämpfung von Familienarmut
Die von der Schweizer Sozialhilfe-Charta beauftragte und von der Nationalen Plattform gegen Armut mit unterstützte Studie zeigt, dass die Leistungen der Sozialhilfe die soziale Existenzsicherung von Kindern und Jugendlichen nicht vollständig abdecken und auch Handlungsbedarf besteht, um Kinder und Jugendliche besser in die Sozialberatung einzubeziehen.
Wissenschaftlicher Schlussbericht über die Ergebnisse des vierjährigen Forschungsprojekts, das Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten integrativ in der Schule und (aufsuchend, kompetenzorientiert) in der Familie förderte. Das Projekt wurde 2022 in ein Angebot überführt: KOFA Schule - kompetenzhoch3.
Wie sich die wirtschaftliche Situation von Familien in der Schweiz durch Geburt eines Kindes oder durch eine Trennung oder Scheidung kurz- und längerfristig verändert - mit besonderem Fokus auf jene bei denen dies besonders häufig zu prekären Verhältnissen führt.
Der Forschungsbericht zeigt auf, wie armutsbetroffene oder -gefährdete, formal geringqualifizierte Erwachsene besser erreicht werden können, damit sie Qualifizierungsangebote vermehrt nutzen. Im Forschungsprojekt standen die Perspektive und die Bedürfnisse jener Personen im Fokus, die trotz ihres Bedarfs kaum Qualifizierungsangebote in Anspruch nehmen bzw. Schwierigkeiten bekunden, dies zu tun.
Gemeinsame Empfehlungen der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und -direktoren (SODK) und der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und Erziehungsdirektoren (EDK) für eine - auch aus Sicht der Armutsprävention wichtigen - qualitativ hochstehende Kinderbetreuung.
Vorstudie «Familienzentrierte Vernetzung in der Schweiz» der Hochschule Luzern im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit, welche die Potentiale zur Früherkennung und niederschwelligen Begleitung vulnerabler Familien von Netzwerken im Frühbereich in der Schweiz analysiert und mit dem Modell der Frühen Hilfen in Österreich vergleicht.
In der Schweiz gibt es ein grosses Begleit-, Beratungs- und Elternbildungsangebot für Familien. Die Studie gibt einen systematischen Überblick über die aktuelle Angebotslandschaft und benennt acht Brennpunkte, unter anderem, die mangelnde Erreichbarkeit von sozial benachteiligten Familien. In einem Artikel in der Zeitschrift CHSS werden die Studienergebnisse anschaulich zusammengefasst.
Ziel dieser Studie des Kantons Neuenburg und der Universität Lausanne (LIVES) ist es, die Situation von Einelternfamilien in der Sozialhilfe im Kanton zu analysieren. Die Untersuchung befasst sich mit Aspekten der Kumulation von Schwierigkeiten (z.B. Alleinerziehung als erschwerender Faktor für die individuelle Situation, Hürden beim Ablösen von der Sozialhilfe aber auch Optimierung von Massnahmen).
Der Bundesrat hat den Familienbericht 2017 verabschiedet. Dieser enthält die aktuellen statistischen Kennzahlen zu den Familien in der Schweiz, einen Überblick über die gegenwärtigen familienpolitischen Reformvorhaben auf Bundesebene sowie eine Analyse der Familienberichte der Kantone.
Wie die Kinder Armut erleben und damit umgehen, dazu gab es bis anhin kaum gesicherte Erkenntnisse. In einem Forschungsprojekt der BFH sind deshalb die Lebenssituationen, Erfahrungen und Handlungsmöglichkeiten von armen Kindern untersucht worden. Zur angemessenen Erfassung der Kinderperspektive kamen verschiedene visuelle und gestalterische Forschungsmethoden zum Einsatz.
Bericht von Büro Bass im Auftrag des Gesundheitsdepartements des Kantons Waadt (DSAS): «Evaluation des effets de la loi sur les prestations complémentaires cantonales pour les familles et les prestations cantonales de la Rente-pont (LPCFam)». Bericht in französisch erhältlich.
Gestützt auf drei Berichte entschied der Bundesrat über das weitere Vorgehen in der Familienpolitik. Er behandelte folgende Themen: Wirtschaftliche Absicherung der Familien (Bekämpfung der Familienarmut), steuerlichen Entlastung der Familien, Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit, Anpassung des Familien- und Erbrechts an die aktuellen Lebensformen und die Förderung der Familien als solche.
Im Auftrag von Caritas Schweiz untersuchte das Interdisziplinäres Zentrum für Geschlechterforschung der Universität Bern die Lebenssituationen von armutsbetroffenen oder armutsgefährdeten Einelternhaushalten in der Schweiz. Nach einer umfassenden Darstellung der Lebenssituationen mit Fallbeispielen sind Empfehlungen formuliert.
Am Freitag, den 21. November 2014 kamen an der Universität Lausanne auf Einladung des Nationalen Forschungsschwerpunkts LIVES und des Schweizerischen Verbands alleinerziehender Mütter und Väter SVAMV rund dreissig Fachleute aus dem Sozialbereich zusammen. Da es heute immer häufiger zu Trennungen kommt und damit auch die Zahl der Einelternfamilien steigt, bestand das Ziel der Tagung darin, Herausforderungen für die öffentliche Politik zu benennen und mögliche Forschungsansätze zu definieren.