Erwachsene ohne ausreichende Grundkompetenzen oder ohne Berufsabschluss sind einem höheren Risiko ausgesetzt, in prekären Verhältnissen zu arbeiten oder arbeitslos zu werden. Sie sind dadurch stark armutsgefährdet. In der Schweiz haben laut Schätzungen eine halbe Million Erwachsener keine nachobligatorische Ausbildung abgeschlossen. Fast ein Drittel der Erwachsenen, die Sozialhilfe benötigen, hat Mühe mit Grundkompetenzen. Die Förderung von Grundkompetenzen und des Berufsabschlusses für Erwachsene ist deshalb für die Armutsprävention sehr wichtig.
Zwischen 2014 und 2018 wurden im Rahmen des Nationalen Programms gegen Armut wissenschaftliche Grundlagen erarbeitet, Praxisprojekte unterstützt und in einem Workshop den Handlungsbedarf im Bereich der Sozialhilfe eruiert. Die Forschungsergebnisse zeigen:
Betriebe setzen sich für die Berufsausbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dann ein, wenn eine Bildungsinfrastruktur vorhanden ist, die Lernkultur auf betrieblicher Ebene stimmt, und wenn eine finanzielle Unterstützung sowie bedürfnisgerechte Angebote verfügbar sind.
Zu den Faktoren, die den Zugang zu Qualifizierungsangeboten erleichtern, gehören die Finanzierung der Ausbildung, ein Ausgleich für den Erwerbsausfall, bedürfnisgerechte Angebote, Zugang zu Information und Beratung sowie ausreichende Grundkompetenzen als Voraussetzung für die Aus- und Weiterbildung.
Ein Schwerpunkt der Nationalen Plattform gegen Armut 2019 – 2024 ist die Verbesserung der Erreichbarkeit von niedrigqualifizierten Erwachsenen durch Angebote der Förderung von Grundkompetenzen oder des Berufsabschlusses für Erwachsene:
Ein Forschungsbericht beleuchtet die Lebensumstände der bisher nicht oder wenig erreichten niedrigqualifizierten Erwachsenen sowie ihre Bedürfnisse im Hinblick auf Qualifizierungsangebote. Auf dieser Basis wurden Ansätze guter Praxis in Bezug auf Erreichbarkeit identifiziert und Empfehlungen formuliert.
Die PIAAC-Studie misst die Kompetenzen von Erwachsenen in den Bereichen Lesen, Alltagsmathematik und adaptives Problemlösen. Sie untersucht die Kompetenzniveaus anhand soziodemografischer Merkmale wie Geschlecht, Alter, Bildungsstand, Arbeitsmarktstatus und Migrationsprofil. Zudem werden die Gruppen mit den geringen Grundkompetenzen näher beschrieben.
Der Orientierungsrahmen beschreibt die sprachlichen Kompetenzen, die Erwachsene brauchen, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Er dient Förderstellen, Organisationen der Weiterbildung und vermittelnden Stellen als Orientierungshilfe.
Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) hat diesen Orientierungsrahmen in Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Experten entwickelt. Dieses Dokument ist als Übersicht über die aus heutiger Sicht zentralen mathematischen Grundkompetenzen eines selbstständigen Erwachsenen zur Teilnahme an der Gesellschaft zu verstehen. Er dient den Subventionsgebern und beratenden sowie vermittelnden Stellen als Orientierungshilfe, den Bereich der Grundkompetenzen Mathematik konkreter beschreiben zu können.
Das Weiterbildungsgesetz vom 20. Juni 2014 sieht vor, dass sich der Bund gemeinsam mit den Kantonen dafür einsetzt, Erwachsenen den Erwerb und Erhalt von Grundkompetenzen zu ermöglichen.
Eine Übersicht zeigt nun die Angebote, die in den Kantonen in den Bereichen Lesen und Schreiben, Sprachförderung sowie Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) bereits bestehen. Die Bestandsaufnahme soll als Basis für eine Strategie der BFI-Periode 2021-2024 dienen.
In Zusammenarbeit mit einer Expertengruppe hat das SBFI einen Orientierungsrahmen zu den IKT-Grundkompetenzen erstellt. Dieser dient den Subventionsgebern, den Organisationen der Weiterbildung und vermittelnden Stellen als Orientierungshilfe, den Bereich der IKT-Grundkompetenzen konkreter beschreiben zu können.
Der Leitfaden Anrechnung von Bildungsleistungen in der beruflichen Grundbildung ergänzt das Handbuch Berufliche Grundbildung für Erwachsene. Er beschreibt den Prozess zur Anrechnung von Bildungsleistungen und enthält Empfehlungen an die Kantone und die Trägerschaften.
Das Handbuch richtet sich an Fachpersonen in Kantonen, Organisationen der Arbeitswelt und Bildungsinstitutionen, die erwachsenengerechte Angebote konzipieren wollen, die zu einem Fähigkeitszeugnis oder zu einem Berufsattest führen.
Die Chancen von Geringqualifizierten auf dem Arbeitsmarkt haben in der Schweiz in den letzten 20 Jahren deutlich abgenommen. Dies zeigt eine vom Sozialdepartement der Stadt Zürich in Auftrag gegebene Studie.
Im Film BOGGSEN von Jürg Neuenschwander wagen zehn erwachsene Schweizer und Schweizerinnen den Schritt in die Öffentlichkeit und geben Einblick in ihr Leben. Ausschnitte des Dokumentarfilms können auf der Webseite www.boggsen.ch angesehen werden. Die DVD kann beim Dachverband Lesen und Schreiben bestellt werden.
Talitha Schärli Petersson, Projektleiterin im Nationalen Programm gegen Armut, beleuchtet in einem Interview für das Pfarrblatt der katholischen Kirche in Zürich den Zusammenhang zwischen tiefen Grundkompetenzen und Armut. (Seite 4-5)
Das Projekt «‹Enter› – Berufsabschluss für Menschen aus der Sozialhilfe» verfolgt das Ziel, Menschen ohne anerkannten Berufsabschluss, zu einer Berufsausbildung zu verhelfen und sie in die finanzielle Unabhängigkeit zu führen. Der Regierungsrat Basel-Stadt entschied im Herbst 2016 die Fortsetzung des Projekts bis 2021.
Eine Studie von KEK Beratung im Auftrag des SECO analysiert die Möglichkeiten und Grenzen der Arbeitslosenversicherung für die Unterstützung von Nachholbildung für Erwachsene.
Informationen für Fachleute und Medienschaffende über den Erwerb einer beruflichen Grundbildung («Berufslehre») für Erwachsene und über die Anerkennung bereits vorhandener Qualifikationen
Auswirkungen der Nachholbildung auf die berufliche Weiterentwicklung der Absolventinnen und Absolventen am Beispiel des Lehrabschlusses nach Artikel 41.1 BBG, Schweizerischer Nationalfonds SNF