Armutsstatistiken

Die Beschreibung von Armutssituationen ist äusserst komplex und weitgehend von der verwendeten Definition von Armut abhängig. Durch das Erheben statistischer Indikatoren kann Armut in der Schweiz von verschiedenen Seiten beleuchtet werden. Armutsmessungen erlauben Aussagen zur Situation in der Schweiz für die Gesamtbevölkerung oder für spezifische Bevölkerungsgruppen.

1999 hat das Bundesamt für Statistik (BFS) erstmals eine Armutsstatistik publiziert. Seither wurden die angewandten Konzepte und Erhebungsmethoden weiterentwickelt. Die heutigen Daten basieren auf unterschiedlichen Ansätzen und Messmethoden, weshalb die jeweils erhobenen Armutszahlen voneinander abweichen. Ergebnisse müssen stets in ihrem Kontext verwendet werden und sie lassen kaum Rückschlüsse auf einzelne benachteiligte Gruppen zu. 
Die Kombination unterschiedlicher Statistiken trägt jedoch zum vertieften Verständnis der Ursachen und Folgen von Armut in der Schweiz bei. Folgende Erhebungen des BFS können zur Analyse der Armutssituation in der Schweiz beigezogen werden: 

SILC – Einkommen und Lebensbedingungen in der Schweiz
SILC steht für Statistics on Income and Living Conditions und erhebt jährlich die Einkommen und Lebensbedingungen der Haushalte in der Schweiz. Teilnehmende aus der gesamten Bevölkerung werden zu Ausbildung, Erwerbstätigkeit, Einkommen, Finanzlage, Lebensqualität, Gesundheit, Zufriedenheit und anderen Themen befragt. Neben Erwerbstätigen bezieht SILC auch Kinder, Jugendliche und Personen im Rentenalter ein. Die Ergebnisse liefern Informationen zur materiellen Entbehrung und zur subjektiven Zufriedenheit der Bevölkerung. Zudem geben sie Aufschluss über die Lebenssituation armutsbetroffener Personen. SILC-Erhebungen werden in über 30 Ländern Europas durchgeführt, die Schweizer Resultate lassen sich mit anderen Ländern vergleichen. 

HABE – Haushaltsbudgeterhebung
Die HABE erhebt detailliert Ausgaben und Einkommen der schweizerischen Haushalte. Seit dem Jahr 2000 werden Haushalte zum Einkommen befragt, ebenso zu Ausgabenposten wie Versicherungen, Wohnen, Essen, Steuern, Mobilität, Gesundheit oder Freizeit. Die Ergebnisse informieren über Erwerbseinkommen und Vermögen sowie über die diversen Ausgaben der Haushalte. HABE-Zahlen werden jährlich in Form von Standardtabellen publiziert. Sie geben Auskunft über die wirtschaftliche Situation der Bevölkerung – insbesondere mit Blick auf die von Armut betroffenen Haushalte am Rande des Existenzminimums.

SAKE – Schweizerische Arbeitskräfteerhebung
Die SAKE erhebt vierteljährlich das Erwerbsverhalten und die Erwerbsstruktur der Schweizer Wohnbevölkerung. Befragt werden alle erwerbstätigen Personen ab 18 Jahren, ungeachtet ihres Erwerbsumfangs und desjenigen der übrigen im gleichen Haushalt lebenden Menschen. Die Erhebung liefert insbesondere Informationen über Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche, zum beruflichen Wiedereinstieg von Frauen, zur Kinderbetreuung, zur Lohnungleichheit, zum Pensionierungsverhalten sowie zur Integration der ausländischen Bevölkerung in den Arbeitsmarkt. Damit erbringt die SAKE wichtige ergänzende Informationen zur Beurteilung der Armutssituation in der Schweiz, obwohl sie nur Personen im Erwerbsalter umfasst.
 
SHS – Sozialhilfeempfängerstatistik
Die SHS informiert über die Zahl der Sozialhilfeempfänger in der Schweiz. Sie untersucht die Art der bezogenen bedarfsabhängigen Sozialleistungen, die Bezugsdauer sowie die Familienstruktur der Leistungsempfänger auf nationaler, kantonaler und regionaler Ebene. Erhoben werden Informationen zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Sozialhilfebezüger, zur Struktur der bezogenen Leistungen, zur Zusammensetzung der Empfängergruppen sowie zur Entwicklung und Dauer des Leistungsbezugs. In der Statistik erscheinen die auf kantonaler Ebene erteilten Sozialleistungen, diejenigen auf Gemeindeebene jedoch nicht. Trotzdem ermöglichen die Daten wichtige Rückschlüsse auf die Armutsbetroffenheit und -gefährdung.

Letzte Änderung: 23.05.2023